Familienbesuch

2007
Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007


Archivfoto, 1973
Touristengärten der Prager Straße in Dresden
Bildstelle, Stadtplanungsamt Dresden

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ute richter - familienbesuch

Familienbesuch

2007
Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

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ute richter - familienbesuch

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Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

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Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

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Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

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Brief an die BewohnerInnen des Hauses Altonaer Straße 3, 5, 7, 9

Betr: Familienbesuch

Liebe BewohnerInnen,
Anfang Mai wurde auf der Wiese Ihres Hauses eine Skulptur aufgestellt, und Sie werden sich schon gefragt haben, woher sie kommt und ob sie bleibt.

Die Skulptur "Mütter mit Kindern" wurde 1967 von der Stadt Dresden im Zusammenhang mit der Neuplanung der Prager Straße in Auftrag gegeben. Dem Künstler Karl Schönherr standen dafür 2 Krippenerzieherinnen einer Wochenkrippe der Flugzeugwerft Dresden mit den ihnen anvertrauten Kindern Modell. 1970 wurde die Skulptur fertiggestellt und 1973 in den Touristengärten im Hinterland der Prager Straße zwischen dem Hotel Bastei und dem Hotel Lilienstein aufgestellt.

Seit der politischen Wende von 1989 befindet sich die Prager Straße als städtebauliches Ensemble der sozialistischen Moderne im Umbau. Durch die Erweiterung der Verkaufs- und Lagerflächen mußte die Skulptur 2003 ihren Standort verlassen und wurde seitdem im Lapidarium der Stadt Dresden verwahrt.

Anläßlich des Kunstprojektes zum 50. Geburtstag des Hansaviertels verweilen die beiden Mütter mit Kindern für 2 Monate zum Familienbesuch auf der Grünfläche Ihres Hauses. Am Ende des Ausstellungsprojektes "die Stadt von morgen" reist die Skulptur wieder in ihre Heimatstadt zurück.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

Ute Richter Leipzig, 30.5. 2007

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zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
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Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
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Familienbesuch

 

Aus ideologischen Gründen wurde im Nachkriegsdeutschland die figürliche Kunst in den Ostteil und die abstrakte Kunst in den Westteil des geteilten Landes sortiert. Unter einem staatstragenden Realismus-Begriff kam es zur Streuung von bronzenen Sportlern, Familien und Liebespaaren in ostdeutschen Städten und Gemeinden.

Was auf Kunst-Symposien und in Diskursen schwer gelingt, sollte die Reise der Skulptur aus dem Dresdner Stadtraum in das Berliner Hansaviertel erreichen. Eine kurzzeitige anachronistische Gegenwart gleicht die Bilder im Kopf ab. Trotz der Prägung durch gegensätzliche Ideologien wird das Familienbild auch hier im westdeutschen Vorzeigeprojekt moderner Stadtplanung gern gesehen. So taucht 2007 in einer Informationsbroschüre des Landesdenkmalamtes Berlin * das propagierte Mutterglück aus dem städtebaulichen Ensemble der sozialistischen Moderne Dresdens als Original der West-Berliner Hansaviertelkunst auf. Infolge derart verwischter Spuren dominiert die Botschaft der friedlichen Beschaulichkeit.

 

Ute Richter

 

 

* Landesdenkmalamt Berlin: Das Hansaviertel in Berlin. Bedeutung, Rezeption, Sanierung, Petersberg 2007.

Familienbesuch

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Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

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Tagesspiegel vom 20.5. 2007
Zurück zur Utopie
Vor fünfzig Jahren wurde das Hansaviertel als „Stadt von morgen“ gefeiert. Jetzt zieht eine Ausstellung Bilanz

Von Michael Zajonz

Wenn der Sozialismus gesiegt hätte, sähe es im Hansaviertel so aus: Zwei glückliche Mütter beugen sich über adrette, korrekt gescheitelte Kinder. Karl Schönherrs Bronzeskulptur „Mütter mit Kindern“ wurde 1970 auf der Prager Straße in Dresden aufgestellt. Nach der Wiedervereinigung wurde das Denkmal von der einstigen sozialistischen Renommiermeile entfernt und eingelagert. Die Künstlerin Ute Richter hat das propagandistische Mutterglück nun wieder zutage gefördert und – temporär bis Mitte Juli – vor dem „Schwedenhaus“ im West-Berliner Hansaviertel aufstellen lassen. Der arglose Blick auf die Figurengruppe suggeriert: Die könnten schon immer dort gestanden haben. Schließlich sprach auch Franz-Josef Wuermeling, Adenauers Familienminister, vom „Mutterberuf“.
Die Verpflanzung der ästhetisch eher belanglosen Skulptur gehört als doppelsinniges Kunstprojekt zur Ausstellung „Die Stadt von morgen“. Als Teil des Jubiläumsjahrs zur Eröffnung des Hansaviertels vor 50 Jahren ist die nach einer Sonderschau von 1957 benannte Ausstellung derzeit im Haus der Akademie der Künste am Hanseatenweg und dessen fußläufiger Umgebung zu sehen. Die Dresdner Mütter-Kind-Gruppe, ein Musterbeispiel des Sozialistischen Realismus, wurde übrigens genau an jener Stelle platziert, wo 1957 die abstrakte „Große Nike“ des West-Berliner Bildhauerstars Bernhard Heiliger stand.
Den 15 an der „Stadt von morgen“ beteiligten Künstlern geht es vordergründig nicht um Stadtgeschichte oder gar Retroästhetik, sondern um das Hansaviertel als Beispiel der ideologisch vereinnahmten Nachkriegsmoderne – einschließlich der Frage, was von den gesellschaftlichen Utopien übrig geblieben ist.
(...)

www.tagesspiegel.de

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Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

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taz vom 19.5. 2007
Warnung vor dem Retroschick
Morgen vereint: urbane Dichte und ländliche Weite. Die Ausstellung "die Stadt von morgen" in der Akademie der Künste am Hanseatenweg erkundet das ästhetische und ideologische Erbe der Stunde null

Von Katrin Bettina Müller

"Die Stadt sollte die Ganzheit der Existenz sichern", hieß es 1957 im 3. Planungsgrundsatz des Konzeptes der Sonderschau "die Stadt von morgen", die den Aufbau des Hansaviertels vor 50 Jahren begleitete. "Mittelpunkt der Ganzheit ist die Familie. Mittelpunkt der Familie ist die Frau. Sie ist gleichzeitig Mitträger des öffentlichen Lebens." Wie eine Illustration dazu wirkt die Skulptur "Mütter mit Kindern", die Ute Richter jetzt im Hansaviertel nahe der Altonaer Straße aufstellen ließ.
In einer liebevollen und realistischen Formsprache sind zwei junge, sich im kurzen Haarschnitt und im graden Kleid sehr ähnliche Frauen gestaltet, deren Kleinkinder die Nasen zusammenstecken. Das sieht nach viel Zeit für die Familie und sicheren öffentlichen Treffpunkten aus - beides hat mit der realen Erfahrung von jungen Müttern heute weniger zu tun, als politisch plakative Floskeln glauben machen wollen.
Die Skulptur "Mütter mit Kindern" stammt nicht von Ute Richter selbst, sondern wurde 1970 von dem Bildhauer Karl Schönherr für die Prager Straße in Dresden entworfen und musste vor einiger Zeit Bauarbeiten weichen. Die Skulpturen, die ursprünglich im Hansaviertel aufgestellt wurden, waren viel mehr einer internationalen Moderne und Abstraktion verpflichtet. Dass aber, entgegen allen ideologischen Gräben, manchmal gut zusammenpasst, was nie zusammengehören wollte, unterstreicht Ute Richter mit der Neuplatzierung der Skulptur.
Das ist einer der unauffälligen Kunstgriffe der Ausstellung "die Stadt von morgen", die das 50-jährige Bestehen des Hansaviertels zum Anlass einer künstlerischen Recherche genommen hat: Was war damals die Zukunftserwartung, was wurde daraus? ...

www.taz.de

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Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

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Deutschlandradio Kultur – Fazit vom 14.05. 2007
Exquisite Funktionalität
Ausstellung zum 50. Jubiläum des Berliner Hansaviertels
Die Architekturschau Interbau sollte 1957 mit dem Westberliner Hansaviertel das neue, demokratische Deutschland repräsentieren. Das heutige Baudenkmal sollte in seiner Modernität in Abgrenzung zur Stalinallee in Ostberlin stehen. Die Akademie der Künste hat junge Künstler zur Ausstellung "die Stadt von morgen" eingeladen, sich mit dem Jubiläum auseinanderzusetzen.

Von Michael Schornstheimer

(...)
Nahezu leer wirkt die Ausstellungshalle auch deshalb, weil manche Exponate dort gar nicht stehen, sondern nur angekündigt werden. Um den Beitrag von Ute Richter wirklich zu sehen, muss man die Akademie der Künste verlassen, die nächste Straße überqueren, und eine Grünfläche betreten. Dort steht die Skulptur "2 Mütter mit Kindern" des Bildhauers Karl Schönherr. Entstanden ist sie 1970 für die Prager Straße in Dresden. Die Plastik im Stil des sozialistischen Realismus war in den letzten Jahren eingelagert. Die gebürtige Dresdnerin Ute Richter hat sie nun aus dem Magazin befreit und in Berlin ausstellen lassen.
"Dass man sich als Künstlerin eines anderen Kunstwerkes bedient, das hab ich noch nie gemacht. Ich arbeite oft mit Zitaten und diesmal war das so stark, das Bildzitat, dass ich gedacht hab, diese Skulptur, die untergestellt ist, (...) Die ganzen Ikonen der Ostmoderne werden sukzessive zurückgebaut, also abgerissen, und dieses Bild ist einfach frei geworden und damit man nicht in dieser Larmoyanz und diesem Modernevergleich wartet, und diesem Ost-West-Vergleich, ist einfach das Angebot, wir lassen das starke Bild reisen und gucken, was damit passiert."
An der gleichen Stelle befand sich zur Zeit der Bauausstellung die abstrakte Skulptur "Große Nike" von Bernhard Heiliger. Jetzt erregen die "2 Mütter mit Kindern" einiges Aufsehen, ergänzt die Kuratorin Christine Heidemann:
"Und das Faszinierende jetzt ist, die Skulptur steht hier mittlerweile seit einer Woche, und ich gehe hier täglich vorbei, fast immer steht hier jemand, guckt sich das an, lässt sich hier fotografieren, und ganz viele Leute sagen, oh, ist das schön, kann das nicht hier stehen bleiben, (...) es ist wie so ein Witz der Geschichte, dass das jetzt hier angekommen ist und als viel schöner empfunden wird, als das, was eigentlich fürs Hansaviertel geplant war."
(...)

www.deutschlandfunkkultur.de

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zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

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Tagesspiegel vom 20.5. 2007
Zurück zur Utopie
Vor fünfzig Jahren wurde das Hansaviertel als „Stadt von morgen“ gefeiert. Jetzt zieht eine Ausstellung Bilanz

Von Michael Zajonz

Wenn der Sozialismus gesiegt hätte, sähe es im Hansaviertel so aus: Zwei glückliche Mütter beugen sich über adrette, korrekt gescheitelte Kinder. Karl Schönherrs Bronzeskulptur „Mütter mit Kindern“ wurde 1970 auf der Prager Straße in Dresden aufgestellt. Nach der Wiedervereinigung wurde das Denkmal von der einstigen sozialistischen Renommiermeile entfernt und eingelagert. Die Künstlerin Ute Richter hat das propagandistische Mutterglück nun wieder zutage gefördert und – temporär bis Mitte Juli – vor dem „Schwedenhaus“ im West-Berliner Hansaviertel aufstellen lassen. Der arglose Blick auf die Figurengruppe suggeriert: Die könnten schon immer dort gestanden haben. Schließlich sprach auch Franz-Josef Wuermeling, Adenauers Familienminister, vom „Mutterberuf“.
Die Verpflanzung der ästhetisch eher belanglosen Skulptur gehört als doppelsinniges Kunstprojekt zur Ausstellung „Die Stadt von morgen“. Als Teil des Jubiläumsjahrs zur Eröffnung des Hansaviertels vor 50 Jahren ist die nach einer Sonderschau von 1957 benannte Ausstellung derzeit im Haus der Akademie der Künste am Hanseatenweg und dessen fußläufiger Umgebung zu sehen. Die Dresdner Mütter-Kind-Gruppe, ein Musterbeispiel des Sozialistischen Realismus, wurde übrigens genau an jener Stelle platziert, wo 1957 die abstrakte „Große Nike“ des West-Berliner Bildhauerstars Bernhard Heiliger stand.
Den 15 an der „Stadt von morgen“ beteiligten Künstlern geht es vordergründig nicht um Stadtgeschichte oder gar Retroästhetik, sondern um das Hansaviertel als Beispiel der ideologisch vereinnahmten Nachkriegsmoderne – einschließlich der Frage, was von den gesellschaftlichen Utopien übrig geblieben ist.
(...)

www.tagesspiegel.de

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Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

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taz vom 19.5. 2007
Warnung vor dem Retroschick
Morgen vereint: urbane Dichte und ländliche Weite. Die Ausstellung "die Stadt von morgen" in der Akademie der Künste am Hanseatenweg erkundet das ästhetische und ideologische Erbe der Stunde null

Von Katrin Bettina Müller

"Die Stadt sollte die Ganzheit der Existenz sichern", hieß es 1957 im 3. Planungsgrundsatz des Konzeptes der Sonderschau "die Stadt von morgen", die den Aufbau des Hansaviertels vor 50 Jahren begleitete. "Mittelpunkt der Ganzheit ist die Familie. Mittelpunkt der Familie ist die Frau. Sie ist gleichzeitig Mitträger des öffentlichen Lebens." Wie eine Illustration dazu wirkt die Skulptur "Mütter mit Kindern", die Ute Richter jetzt im Hansaviertel nahe der Altonaer Straße aufstellen ließ.
In einer liebevollen und realistischen Formsprache sind zwei junge, sich im kurzen Haarschnitt und im graden Kleid sehr ähnliche Frauen gestaltet, deren Kleinkinder die Nasen zusammenstecken. Das sieht nach viel Zeit für die Familie und sicheren öffentlichen Treffpunkten aus - beides hat mit der realen Erfahrung von jungen Müttern heute weniger zu tun, als politisch plakative Floskeln glauben machen wollen.
Die Skulptur "Mütter mit Kindern" stammt nicht von Ute Richter selbst, sondern wurde 1970 von dem Bildhauer Karl Schönherr für die Prager Straße in Dresden entworfen und musste vor einiger Zeit Bauarbeiten weichen. Die Skulpturen, die ursprünglich im Hansaviertel aufgestellt wurden, waren viel mehr einer internationalen Moderne und Abstraktion verpflichtet. Dass aber, entgegen allen ideologischen Gräben, manchmal gut zusammenpasst, was nie zusammengehören wollte, unterstreicht Ute Richter mit der Neuplatzierung der Skulptur.
Das ist einer der unauffälligen Kunstgriffe der Ausstellung "die Stadt von morgen", die das 50-jährige Bestehen des Hansaviertels zum Anlass einer künstlerischen Recherche genommen hat: Was war damals die Zukunftserwartung, was wurde daraus? ...

www.taz.de

Familienbesuch

2007
Reise der Skulptur "Mütter mit Kindern"
zum 50. Geburtstag des Hansaviertels nach Berlin
Ausstellung "die Stadt von morgen"
Akademie der Künste, Berlin
Eigentümer der Skulptur von Karl Schönherr:
Amt für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden

Transport der Skulptur aus Dresden nach Berlin
temporäre Aufstellung vor dem Schwedenhaus
Grünfläche im Hansaviertel Berlin
Mai–Juli 2007

x1 / 2 / 3 / 4 / brief / text / presse 1 / 2 / 3

Deutschlandradio Kultur – Fazit vom 14.05. 2007
Exquisite Funktionalität
Ausstellung zum 50. Jubiläum des Berliner Hansaviertels
Die Architekturschau Interbau sollte 1957 mit dem Westberliner Hansaviertel das neue, demokratische Deutschland repräsentieren. Das heutige Baudenkmal sollte in seiner Modernität in Abgrenzung zur Stalinallee in Ostberlin stehen. Die Akademie der Künste hat junge Künstler zur Ausstellung "die Stadt von morgen" eingeladen, sich mit dem Jubiläum auseinanderzusetzen.

Von Michael Schornstheimer

(...)
Nahezu leer wirkt die Ausstellungshalle auch deshalb, weil manche Exponate dort gar nicht stehen, sondern nur angekündigt werden. Um den Beitrag von Ute Richter wirklich zu sehen, muss man die Akademie der Künste verlassen, die nächste Straße überqueren, und eine Grünfläche betreten. Dort steht die Skulptur "2 Mütter mit Kindern" des Bildhauers Karl Schönherr. Entstanden ist sie 1970 für die Prager Straße in Dresden. Die Plastik im Stil des sozialistischen Realismus war in den letzten Jahren eingelagert. Die gebürtige Dresdnerin Ute Richter hat sie nun aus dem Magazin befreit und in Berlin ausstellen lassen.
"Dass man sich als Künstlerin eines anderen Kunstwerkes bedient, das hab ich noch nie gemacht. Ich arbeite oft mit Zitaten und diesmal war das so stark, das Bildzitat, dass ich gedacht hab, diese Skulptur, die untergestellt ist, (...) Die ganzen Ikonen der Ostmoderne werden sukzessive zurückgebaut, also abgerissen, und dieses Bild ist einfach frei geworden und damit man nicht in dieser Larmoyanz und diesem Modernevergleich wartet, und diesem Ost-West-Vergleich, ist einfach das Angebot, wir lassen das starke Bild reisen und gucken, was damit passiert."
An der gleichen Stelle befand sich zur Zeit der Bauausstellung die abstrakte Skulptur "Große Nike" von Bernhard Heiliger. Jetzt erregen die "2 Mütter mit Kindern" einiges Aufsehen, ergänzt die Kuratorin Christine Heidemann:
"Und das Faszinierende jetzt ist, die Skulptur steht hier mittlerweile seit einer Woche, und ich gehe hier täglich vorbei, fast immer steht hier jemand, guckt sich das an, lässt sich hier fotografieren, und ganz viele Leute sagen, oh, ist das schön, kann das nicht hier stehen bleiben, (...) es ist wie so ein Witz der Geschichte, dass das jetzt hier angekommen ist und als viel schöner empfunden wird, als das, was eigentlich fürs Hansaviertel geplant war."
(...)

www.deutschlandfunkkultur.de